Vortrag und Diskussion mit Saba Farzan
Revolution im Iran?
Bilanz und Perspektive der Freiheitsbewegung
Vortrag und Diskussion mit Saba Farzan
17.6.2010, 19.30 Uhr
Berlin, Filmbühne am Steinplatz
Augenscheinlich konnten die Gewalthaber im Iran ihre Herrschaft konsolidieren. Doch nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen am 12. Juni 2009 ist im Iran nichts mehr wie zuvor. Ein Rückblick auf die Ereignisse des letzten Jahres soll zeigen, wie tief das Regime in seinen Grundfesten erschüttert und beschädigt wurde. Monatelang wurde zuerst Präsident Ahmadinejad und dann immer mehr das System der Islamischen Republik von Massenprotesten herausgefordert. Die Bilder der am 20. Juni erschossenen Neda Agha-Soltan wurden weltweit zum Symbol einer jungen, nach Freiheit strebenden iranischen Bevölkerung, gegen die sich ein illegitimes, menschenverachtendes Regime nur mit Gewalt behaupten konnte. Die Proteste zogen sich dabei durch alle Teile des Landes und der Gesellschaft, sie wurden von Studentinnen in Teheran ebenso wie von Arbeitern in Isfahan oder liberalen Kleriker in Qom getragen. Innerhalb des Systems ist das bisherigen Arrangement der verschiedenen Fraktionen einer offenen Konfrontation gewichen, in der ein immer radikaler, aber auch kleiner werdender harter Kern mit „Säuberungen“ endgültig die Perspektive einer Reform der Islamischen Republik zerstört hat.
Abschließend soll die Frage beantwortet werden, ob im Iran derzeit trotz massiver Repression noch Potential für einen grundlegenden Wandel existiert, mit dem die seit mindestens 100 Jahre wiederholten Versuche einer demokratischen Revolution vollendet werden könnten.
Die Antwort ist nicht zuletzt relevant für die Bewertung der westlichen „Realpolitik“, die nicht auf einen Wandel im Iran, sondern auf eine Einigung mit dem gegenwärtigen Regime setzt, wobei selbst die Akzeptanz einer nuklear bewaffneten Islamischen Republik immer offener diskutiert wird.
Informationen zur Referentin:
Geboren in Teheran und aufgewachsen in Deutschland. Studium der Theaterwissenschaft, Amerikanischen Literaturwissenschaft und Soziologie an der Universität Bayreuth. Forschungsaufenthalte in New York und der Yale University. Seit 2007 Promotion in der Politischen Soziologie zu einem Iran und USA - Thema - mit Forschungsaufenthalt an der Library of Congress in Washington, D.C..
Freie Autorin für Tages - und Wochenzeitungen in Deutschland und Österreich (u.a. Der Tagesspiegel, Die Zeit, taz, Jüdische Allgemeine, Die Presse, Der Standard) und das Wall Street Journal.
Moderation: Michael Spaney (Stop the Bomb)